Fabian Hürzeler der jüngste Trainer der Premier League geschichte, warum?

Fabian Hürzeler, der 1993 in Texas geboren wurde, ist jünger als viele Spieler, die er trainiert und trainiert hat. Mit 31 Jahren bringt er seinen Teams den Stempel auf. St.Pauli erreicht mit dem Hürzeler-System einen bemerkenswerten Aufstieg in die erste Deutsche Bundesliga, und es geht von da an sehr schnell voran. Brighton & Hove Albion hat mit der Verpflichtung von Fabian Hürzeler als neuen Cheftrainer offenbar einen Volltreffer gelandet. Laut dem “Hamburger Abendblatt” zahlte der Premier-League-Klub 7,5 Millionen Euro Ablöse an den FC St. Pauli, was Hürzeler zum teuersten Abgang in der Geschichte des Hamburger Vereins macht.

Ein Blick auf die Entwicklungen bis Dezember zeigt, dass Brighton erneut ein goldenes Händchen bei der Trainerwahl bewiesen hat. Hürzeler hat es geschafft, das Team nicht nur auf Erfolgskurs zu halten, sondern auch neue Impulse zu setzen. Seine taktische Flexibilität und sein moderner Ansatz haben nahtlos an die Arbeit seines Vorgängers Roberto De Zerbi angeknüpft.

Für St. Pauli ist dieser Wechsel finanziell ein Meilenstein, für Brighton ein weiterer Beweis ihrer klugen Personalpolitik. 

System Hürzeler

Während Hürzelers erster vollständiger Saison bei St. Pauli verzeichnete sein Team durchschnittlich 57,4 Prozent Ballbesitz – den zweithöchsten Wert in der 2. Bundesliga. Beim Spielaufbau aus der Tiefe wechselte die Mannschaft oft von einer Dreierkette im 3-4-3-System zu einer Zweierkette. Der zentrale Innenverteidiger – Eric Smith – schob sich dabei ins Mittelfeld auf die Sechserposition. Da Smith hauptsächlich als defensiver Mittelfeldspieler agierte, bot diese Umstellung eine stabile Passbasis, um das Spiel nach vorne zu tragen.

Die Flügelverteidiger hielten bei St. Pauli unter Hürzeler die Breite, während der Spielaufbau oft mit einer angepassten Viererkette erfolgte. Anders als der gängige Trend, von einer Viererkette in eine Dreierkette zu wechseln, entschied sich Hürzeler für das Gegenteil.

Torwart Nikola Vasilj spielte eine zentrale Rolle im Aufbau und war 2023/24 der Spieler mit den fünftmeisten Pässen des Teams. Mit Smith als tiefem Sechser entstand eine Raute: Vasilj an der Basis, Smith an der Spitze, Mets und Wahl auf den Seiten. Dies erlaubte es, zentral Überzahlsituationen zu schaffen oder auf die Flügel auszuweichen.

Die zentralen Mittelfeldspieler passten ihre Bewegungen an Smiths Vorstöße an, wobei einer Raum für ihn schuf. Dabei störten sie nie die Positionen von Stürmer Johannes Eggestein oder Top-Torjäger Marcel Hartel, der entweder als linke Nummer 10 oder als nachrückender Mittelfeldspieler agierte, wenn Smith aufrückte.

Pressingverhalten

St. Pauli erreichte in der 2. Bundesliga den achten Platz im PPDA-Wert, ein Hinweis auf situativ eingesetztes hohes Pressing, wobei der Schwerpunkt auf einem Mittelfeldblock lag. Wenn das Team hoch presste, wurde der Ball gezielt auf die Außenbahnen gelenkt, besonders auf die rechte Seite. Dort presste Afolayan aggressiv gegen den äußeren Verteidiger, während Eggestein die Seite blockierte. Saliakas unterstützte den Angriff und verließ dafür oft seine Position. Gleichzeitig verschob die Abwehrreihe, und zentrale Mittelfeldspieler attackierten die gegnerischen Sechser, während der ballferne Flügelspieler, meist Saad, die Räume verdichtete. Der Plan setzte darauf, die Spielbreite der Gegner zu isolieren und Ballgewinne in strategisch günstigen Zonen zu erzwingen, wodurch St. Pauli in der Offensive direkt umschalten konnte.

Offensivstil

Unter Fabian Hürzeler spielte St. Pauli in der Saison 2023/24 die zweitmeisten Pässe in der 2. Bundesliga, setzte jedoch selten auf vertikale Steilpässe – die zweitwenigsten aller Teams. Dies bedeutete, dass sie häufig gegen kompakte Abwehrblöcke antraten, die wenig Raum hinter der Abwehr ließen. Auffällig war, dass St. Pauli ligaweit den höchsten PPDA-Wert gegen sich hatte, was darauf hinwies, dass die Gegner tief standen. Stattdessen nutzte Hürzelers Team vermehrt Flanken, insbesondere von der rechten Seite – mit 60 % aller Flanken.

Manolis Saliakas und Dapo Afolayan waren hier ein Schlüsselduo. Afolayans Rolle als Flügelspieler in der vorderen Dreierkette führte zu einer zeitweiligen Zentralunterzahl, die durch Smiths Aufrücken aus der Defensive und das Vorrücken eines zentralen Mittelfeldspielers, meist Hartel, kompensiert wurde. Hartel, mit 17 Toren viertbester Torschütze der Liga, unterstützte zusammen mit Eggestein und dem linken Offensivakteur Elias Saad die Angriffe.

Der linke Flügelverteidiger Philipp Treu agierte dabei ausgleichend auf der gegenüberliegenden Seite. Dank dieser Konstellation entwickelte St. Pauli eine besondere Gefährlichkeit durch Flanken, Rückpässe und Kombinationen über die Außen.

St. Paulis Mittelstürmer Johannes Eggestein zeigte sich als verlässlicher Vollstrecker im Strafraum, während Marcel Hartel durch späte Läufe aus dem Mittelfeld seine Torgefahr unter Beweis stellte. Jackson Irvine unterstützte ebenfalls mit dynamischen Vorstößen, vor allem wenn Hartel in der linken Zehnerrolle weiter vorne agierte. Saad und Afolayan attackierten gezielt den zweiten Pfosten, unabhängig von ihren Aufbauaufgaben. Diese späten Läufe führten zu St. Paulis Liga-Spitzenwert bei Abschlüssen aus der Distanz – oft resultierend aus Zuspielen von den Außenbahnen, die durch verzögertes Nachrücken ideal verwertet wurden.

Defensivverhalten

Wenn St. Pauli verteidigte, ohne aktiv zu pressen, formierten sie sich zu einer Fünferkette – meist in einer 5-4-1-Formation. Der zentrale Innenverteidiger, ob Smith oder Wahl, rückte schnell zurück in die Abwehrreihe, während die Außenverteidiger ebenfalls nach hinten schoben, um eine solide Fünferlinie zu bilden. Die Flügelspieler Saad und Afolayan ließen sich in die zweite Linie fallen und unterstützten die beiden zentralen Mittelfeldspieler. Vorne verblieb Eggestein als einzige Spitze, um den Zugang zum tiefsten gegnerischen Spielmacher abzuschirmen und das Zentrum dicht zu halten.

Saad und Afolayan rückten nach innen, sobald sie die zweite Linie gebildet hatten. So halfen sie den zentralen Mittelfeldspielern, das Zentrum zu schützen, besonders gegen eine Dreier-Mittelfeldreihe. Das führte zu Freiräumen auf den Flügeln, doch dank Hürzelers Fünferkette konnte der jeweils nächste Außenverteidiger aggressiv herausrücken, um Flanken oder Zuspiele auf die gegnerische Nummer 10 früh zu unterbinden. Falls es doch zu Flanken kam, standen drei Innenverteidiger bereit, diese zu klären.

Während die Wingbacks herausrückten, ließ sich der nahegelegene zentrale Mittelfeldspieler fallen, um das Zentrum gegen einen angreifenden Spielmacher zu sichern. Dies funktionierte, weil die Flügelspieler eng blieben und die Mittelfeldabsicherung verstärkten. Dadurch baute Hürzeler eine defensive Falle an den Flügeln auf, jedoch tiefer in der eigenen Hälfte statt im hohen Pressing.

Diese Taktiken funktionierten in der 2. Bundesliga hervorragend und unterstrichen das enorme Potenzial des erst 31-jährigen Hürzeler, der zweifellos eine große Trainerkarriere vor sich hat.